Die Schlange des Heilgottes
Asklepios und die Äsculapnatter
Die Äskulapnatter ist ein Überlebenskünstler. Sie ist in der Lage gerade die Baumstämme hochzuklettern indem sie ihre Schuppen in jede noch so kleine Ritze der Baumrinde klemmt und sich hochdrückt und emporschiebt.
Man findet sie deshalb bis über 20 Meter hoch in Baumkronen, wo sie sich auf Ästen in die Sonne legt.
Dieses sich gerade noch oben Winden, das sich Erheben aus dem Staub, in den man die Schlange symbolisch getreten hat, hebt sie von anderen Schlangen ab.
Charakteristisch wird die Äskulapschlange im Umwinden eines Stabes, an dem sie sich gerade nach oben aufrichtet, dargestellt. Gehalten von einem Arzt ist sie dessen Genius.
Dieser Äskulapstab, auch Schlangenstab genannt war ursprünglich ein Attribut von Asklepios, dem Gott der Heilkunst und ist das Symbol des Arztes.
Das Heilen und das Schlangensymbol
Die Schlange ist ein Symbol, das sich durch alle Kulturen und Mythologien zieht.
Wer vielleicht glaubt, die Kultur der Inuit (den „Eskimos“) sei aus geographischen Gründen frei von dem Schlangenmythos, dem möchte ich von dem Tizheruk erzählen, einer Wasserschlange, auch Pal-Rai-Yûk genannt.
Doch bleiben wir einfach in alten Griechenland. Zeus Meilichios war eine verehrte Gottheit, die in Gestalt einer riesigen Schlange dargestellt wurde. „Freundlich“ und „gewogen“ bedeutet dieser Name und sprachlich wurzelt Meilichios in der semitischen Sprache. Das „MLK“ ist sprachliche Brücke zu dem Wort Moloch, das „König sein“ und „herrschen“ bedeutet.
Zeus Meilichios wird bezeichnet als mild, freundlich und offen für Versöhnung (ASCS 31 [2010] Proceedings: classics.uwa.edu.au/ascs31The role of Zeus Meilichios in Argos).
Damit sind wir schon mitten im Geschehen: in der Doppelrolle des Symbols der Schlange. Nicht wirklich zu fassen, gefährlich und gut. So wird Meilichios in der menschlichen Gestalt häufig mit einem Füllhorn dargestellt.
Andererseits besteht dieser Zusammenhang mit der Unterwelt und dem Dunklen. Überliefert in diesem Zusammenhang sind nächtliche Riten, die bei Tagesanbruch beendet sein mussten.
Chthonioi - Götter und die Tiere der Erde
Die chthonischen Götter der griechischen Mythologie (chthonios „der Erde zugehörig“) sind einerseits die todbringenden Götter der Unterwelt und andererseits die Götter, die Fruchtbarkeit und Leben bringen. (Wie Demeter die Muttergöttin der Fruchtbarkeit - Chthonia thea).
Hades, Gott und Herrscher der Unterwelt trägt auch den Namen Zeus Chthonios.
Auch hier sehen wir wieder die Spiegelbildlichkeit mythologischer Sicht. Leben und Tod sind Spiegelungen ein und derselben Realität.
Das chthonische Tier par excellence ist die Schlange. Sie ist das Tier, das mit der Erde, dem Staub zu dem wir werden am engsten verbunden ist.
Die Schattenschlange, die sich zur Sonne erhebt
Wenn der Arzt die Äskulapschlange als sein Krafttier in sich lebendig werden lässt, dann erheben sich die Kräfte aus dem Boden und richten sich zum Wohle seiner Patienten der Sonne zu.
Die Schlange, die durch ihre lidlosen Augen blickt, blinzelt nie. Ihre Wachsamkeit, ihre Empfindsamkeit, die sie mit der Haut hören und mit der Zunge riechen lässt, deutet einen Zugang zu tieferen Wahrheiten an.
Sie ist zugleich das Symbol femininer Energie und männlicher Kraft. Nicht ohne Grund ist sie auch das Symboltier zahlreicher Götter und Gottheiten wie von Zeus, Hades, Shiva und Kali.
Etwas mehr zu Schlangen, ihrer Symbolik und meinem Zugang dazu HIER:
1. HEILEN > SERPENTES > Schlangengeist
Quellen: Archive for Research in Archetypal Symbolism (ARAS); The book of symbols, Ami Ronnberg, Kathleen Martin; Köln: Taschen, 2010; Bildnachweis: © Lennart – stock.adobe.com