Ein Versuch über die Harmonie
Das Harmoniegesetz in uns
Mit diesem Buchtitel beschreibt Max Lüscher eine wichtige Wahrheit. Es scheint ein Gesetz in uns zu geben mit dem wir unsere Innenwelt und ebenso unsere Umwelt nach dem Ausmaß an Übereinstimmung beurteilen.
Gemäß diesen inneren Werten an Harmonie erschaffen wir unsere Umwelt. Der goldene Schnitt nach dem die Griechen ihre Tempel erbaut haben ist ein Proportionsmaß das wir in uns tragen. Wenn unsere innerer Harmonie abnimmt, verlassen unsere eigene goldene Mitte in Richtung Disharmonie und verlieren zugleich das Gefühl für äußere Harmonie.
Harmonia causa est
Harmonie ist die Ursache und Max Lüscher meint damit Harmonie sei der Urgrund, die Basis auf der alles steht, der Beweggrund der alles steuert und um den sich alles dreht. Er fasst es in einem Satz zusammen:
"Der eigentliche Sinn allen zweckhaften Tuns ist die Harmonie." [1]
Die Tatsache, dass <viele Menschen unter einem Mangel an Harmonie leiden und in Disharmonie leben und das Leben deswegen für sinnlos halten> führt Max Lüscher zum Schluss, den er Camus in den Mund legt und den er mit folgendem Satz zitiert: "Also schließe ich, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens die dringlichste aller Fragen ist." [2]
Damit verknüpft Max Lüscher allerdings seine eigene Vorstellung von Harmonie unangemessen mit Camus Frage nach dem Sinn. Denn Camus schreibt in seiner Schrift, die übrigens vom Selbstmord handelt, zwei Seiten später: "Der Glaube an die Absurdität des Daseins sollte demnach die Richtschnur seines (des Menschen) Verhaltens sein."
1 Max Lüscher: Das Harmoniegesetz in uns. Ullstein Taschenbuch, Berlin 2009, S.21
2 Albert Camus: Der Mythos von Sisyphos. Ein Versuch über das Absurde. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek 1959, S.9
Anpassung ist nicht Harmonie
Harmonia war in der griechische Mythologie die Göttin der Eintracht. Wenn wir Harmonie als spannungsfreies Verhältnis sehen, wie es auch im goldenen Schnitt sichtbar wird, ist Harmonie sowohl schön als auch gesund.
Wer sich der Eintracht willen allerdings zu sehr anpasst, verliert sich selbst und verletzt selbst seine eigenen gesunden Grenzen. Wer Eintracht von anderen fordert ohne sich selbst zu bewegen, begeht einen krankmachenden Übergriff.
Harmonie ist gesund als goldenes Maß zwischen Respekt und Selbstachtung, als dynamische Balance zwischen sich und dem Anderen.
Tempel der Concordia
In der römischen Mythologie entspricht der griechischen Göttin Harmonía die römische Concordia.
Der oben abgebildete Tempel, der dieses griechische Ebenmaß des goldenen Schnittes abbildet, ist der berühmte Concordia Tempel (und damit Concordia geweiht) im Tal der Tempel bei Agrigent in Sizilien.
Wer ihn selbst bei Nacht beleuchtet gesehen hat, kennt das Gefühl, das durch eine äußere Harmonie im Inneren entstehen kann.